Gestalttherapie – und ihr universaler Hintergrund

Zusammenfassung: Bei den Hintergrund-Annahmen der Gestalttherapie begegnen sich moderne Naturwissenschaft, antike und existentialistische Philosophie, fernöstliche Bewusstheitstraditionen, abendländische Kultur und der experimentier-freudige Entdeckergeist einer Aufbruchsgeneration, die aufgrund unsäglich schwieriger, politischer Verhältnisse im vorigen Jahrhundert, den Wert echter, existenzieller Mitmenschlichkeit in die Mitte der Psychotherapie holte.

Soweit wir im Hintergrund die Wirklichkeit verstehen können als sich selbst-organisierende Nichtgleichgewichts-Strukturen, erfassen wir sie im Wesen als einen dynamischen Prozess, der sich ständig neu ereignet. Wir selbst sind ein Teil dieses permanenten Erneuerungsprozesses. Wir bemühen uns die Wirklichkeit durch unser Gehirn zu erfassen, in dem ein fragmentierender Filter und ein eher ganzheitlicher Zugang versuchen zusammen zu arbeiten. Die Aufrechterhaltung ihrer „Gestalt“/Ordnung/Formstruktur verbraucht Energie. – Das Ordnungsmuster begegnet uns je nach Seins-ebene (von Körper/ Seele/ Geist) unterschiedlich, z.B. als subtiles Laserlicht in lebenden Zellen, als informative Verbindungen auf Lichtbasis zwischen allen Teil-Systemen eines Organsystems, mit facettenreicher emotionaler und geistiger Resonanz zwischen lebendigen Wesen. Aber auch die Zugehörigkeit aufgrund gemeinsamer Bewusstseinsinhalte (von Werten, Idealen, religiösen Überzeugungen etc) sowie zu anderen übergeordneten Zusammenhängen kann stabilisierende Verbundenheit vermitteln. Gegenseitige Bezogenheit, oft als Liebe unterschiedlicher Facetten erlebt, schafft auf allen Ebenen ganzheitliche Systeme und erlebte Sicherheit. Krankwerden entspricht – auf jeder Ebene, – dem unfreiwilligen Verlust komplexer, dynamischer Ordnung; die Integration und Existenzberechtigung von eher durchschnittsfernen oder dissonanteren Teilen werden dabei am ehesten infrage gestellt. 

Als ein unheilvolles Beispiel auf der kollektiv-mitmenschlichen Ebene hierzu dient leider die aktuelle Berufspolitik in Deutschland, die die Humanistische Verfahrensgruppe (incl. der Gestalttherapie) aus Konkurrenzneid existenziell betroffen hat – und die bislang noch nicht wieder in Ordnung gebracht worden ist.

Schlüsselwörter: Hintergrund-Annahmen der Gestalttherapie, Ordnungsmuster der Seins-Ebene, Resonanz, aktuelle Berufspolitik.

Summary: The background assumptions of Gestalt therapy bring together modern natural science, ancient and existentialist philosophy, Far Eastern traditions of consciousness, Western culture and the experimental spirit of discovery of a new generation that brought the value of genuine, existential humanity into the centre of psychotherapy due to the unspeakably difficult political circumstances of the previous century.

Insofar as we can understand reality in the background as self-organising non-equilibrium structures, we grasp it in essence as a dynamic process that is constantly happening anew. We ourselves are part of this permanent process of renewal. We endeavour to grasp reality through our brain, in which a fragmenting filter and a more holistic approach try to work together. Maintaining its „shape“/order/form structure consumes energy. – We encounter the pattern of order differently depending on the level of being (of body/soul/spirit), e.g. as subtle laser light in living cells, as informative connections based on light between all subsystems of an organ system, with multi-faceted emotional and spiritual resonance between living beings. But affiliation based on shared consciousness (of values, ideals, religious beliefs, etc.) as well as to other superordinate contexts can also convey stabilising connectedness. Mutual relatedness, often experienced as love of different facets, creates holistic systems and experienced security on all levels. Becoming ill corresponds – on every level – to the involuntary loss of complex, dynamic order; the integration and raison d’être of parts that are more distant from the average or more dissonant are most likely to be called into question.

Unfortunately, the current professional policy in Germany, which has affected the humanistic process group (including Gestalt therapy) existentially due to competitive envy – and which has not yet been rectified – serves as a disastrous example of this on the collective-human level.

Keywords: Background assumptions of Gestalt therapy, organisational patterns of the level of being, resonance, current professional policy.

Hintergrund

38. Jahrgang, Heft 1 / 2024 3

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